Eine Hommage an Georg Kreisler: Fröhliche Melodien, bissige Texte

07.11.2022
Dichter, Komponist, Pianist, Sänger, Regisseur, Kabarettist – der gebürtige Wiener Georg Kreisler hat seinen oft zynischen Blick auf die Welt in zahlreichen Werken verarbeitet.

Kulturwochenherbst
Kulturwochenherbst

Dem Duo Heribert Haider (Gesang) und Tobias Jackl (Klavier) gelang es am Sonntagabend im Miltenberger Alten Rathaus, aus einer riesigen Menge von Kreislers Liedern einen wunderbaren Querschnitt vom Werk des Künstlers darzubieten.

Rund 80 Gäste ließen sich die Veranstaltung im Rahmen des Kulturwochenherbstes nicht entgehen und quittierten die rund 100-minütige Darstellung am Ende mit lautem und langanhaltendem Applaus. Dass Haider und Jackl ihr musikalisches Handwerk verstehen, konnte sich bereits beim Blick auf ihre künstlerische Vita erahnen lassen. Dass sie es auch wirklich können, daran ließen sie von Beginn an keinen Zweifel. Dem Duo machte die Vorstellung auch großen Spaß, wie ihnen jederzeit anzusehen war: Jackl hochkonzentriert am Piano, dennoch stets mit leichtem Lächeln und virtuosen Anschlägen, Haider mit ausholenden Gesten und Mimik, die wohl auch Georg Kreisler gefallen hätten.

Auch wenn viele der Lieder Kreislers – der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte – schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben, so ist doch festzustellen: Manche sind auch heute noch von Belang. So etwa das „Kapitalistenlied“, das angesichts der „Waffenkultur“ in den USA und vielen Toten durch Waffengebrauch nichts von seiner Aktualität verloren hat. Verpackt in eine eingängige Melodie, sind darin Zeilen wie „Ich bin Mensch und Christ und ein Revolver ist kein Zeichen von Gewalt, wenn ich ihn halt“ und „Sagt mir, wer von euch das für eine Drohung hält, wenn die Kugel fliegt und jemand fällt“ enthalten. Auch das Thema Freiheit ließen Jackl und Haider nicht aus bei „Meine Freiheit, Deine Freiheit“. „Meine Freiheit muss noch lang nicht Deine Freiheit sein. Meine Freiheit - Ja! Deine Freiheit - Nein!“, heißt es darin und schon setzt sich das Gedankenkarussell im Kopf in Gang ...

Mehrere von Kreisler erdachte Figuren feierten am Sonntagabend musikalische Auferstehung. Etwa der unterforderte Orchestermusiker in „Der Triangel“, der im Konzert bis auf Seite 89 im Notenblatt warten muss, bis er endlich sein Triangel einmal schlagen kann. Oder der Schreiber in „Der Musikkritiker“, der sehr gut weiß, was Kritik ist: „Es gehört zu meinen Pflichten, Schönes zu vernichten“. Und der zugibt: „Nur für mich hat das Zuhören keinen Sinn, weil ich unmusikalisch bin.“

Natürlich durfte Kreislers wohl bekanntestes Lied „Taubenvergiften“ nicht fehlen. Unwillkürlich sieht man Georg Kreisler vor sich, wie er am Piano sitzt, schelmisch grinst und in fröhlichem Walzertakt von warmer Sonne und lauen Lüften singt, die ihn und sein Schatzerl dazu veranlassen, im Park den Tauben den Garaus zu machen. „Schatz, geh, bring das Arsen g'schwind her, das tut sich am besten bewähr‘n“, sang Heribert Haider und blickte dabei in viele erfreute Gesichter, die auf dieses Lied gewartet hatten.

Das Publikum verlangte Zugaben – und bekam diese gewährt: Beim „Gelsenkirchen-Lied“ kann man sich kaum vorstellen, dass dieses zu Beginn der 60-er Jahre für Aufruhr im Revier sorgte. „Lieblich schweben durch die Luft die schwarzen Dämpfe, und mit heiterem Gesang nimmt man Kohlen in Empfang“, heißt es in diesem bissigen „Liebeslied“ auf den Ruhrpott. Mit „Schützen wir“ entließen Jackl und Haider die Gäste in den kühlen Abend mit Kreislers Aufforderung, die Polizei zu schützen: „Oh, wir schützen jedes Tier, schützen Steuerhinterzieh'r, schützen Volksdemokratien, schützen Schützenkompanien. Jeden Tag sind wir beim Schützen frisch dabei, schützet auch die Polizei!“ Lang lebe Georg Kreisler!

Kategorien: Pressemitteilung, Kulturwochenherbst

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